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Krieg und Frieden - ist der Mensch noch zu retten?


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Wenn man die letzten Wochen und Monate Revue passieren lässt, beschleicht einen mitunter ein schlimmer Verdacht: Der Mensch ist und bleibt ein grausames Raubtier und ist nicht seines Bruders Hüter, sondern dessen potenzieller Mörder.

Bei all den grausamen und entsetzlichen Kriegstaten und -bildern der letzten Monate, die tagtäglich durch die Medien vermittelt werden, kann der Glaube an das Gute im Menschen nachhaltig erschüttert werden.

 

Bei dem Versuch, zu begreifen, was den Menschen immer wieder dazu bewegt, in dieser grausamen und menschenverachtenden Art und Weise zu agieren. hilft auch mir, dem Psychologen, die Psychologie erst einmal nicht wirklich weiter. Auch ich stehe mehr oder weniger fassungslos vor den Abgründen menschlichen Verhaltens.

Und dennoch orientiere ich mich auch in dieser Zeit an einem Satz des Philosophen Spinoza: “ Ich habe mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen.”

 

Vor einiger Zeit fiel mir ein Buch mit dem Titel “Im Grunde gut” des  niederländischen Historikers Rutger Bregman in die Hände und ich dachte, vielleicht fände ich darin eine mögliche Antwort auf die ewige Frage: Ist der Mensch nun von Natur aus gut oder böse?

Die Lektüre des sehr empfehlenswerten Buches bestätigte am Ende das, was schon zuvor meine Haltung gewesen war: Im Grunde ist der Mensch eben doch gut. Er ist von klein auf ein zutiefst empathiefähiges und soziales Wesen, das mit einer höheren Intelligenz ausgestattet ist wie jedes bisher bekannte Tier.

Diese ‘höhere’ Intelligenz sitzt laut Hirnforschung in erster Linie im so genannten präfrontalen Cortex, sprich im Frontalhirn, das wir als einzige Lebewesen auf diesem Planeten in dieser Form entwickelt haben. Es befähigt uns, die Dinge (und uns selbst!) bewusst zu betrachten und abzuwägen, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten wollen. Es ist sozusagen unsere ‘moralische Instanz’, die uns immer wieder vor die Frage stellt: Kannst du das, was du gerade tust, mit deinem eigenen Gewissen in Einklang bringen?

Wo Tiere einfach nur ihrem Instinkt folgen und keine wirklich moralischen Skrupel zu haben scheinen - zumindest habe ich noch keine Katze mit zweifelndem Gesichtausdruck vor der gerade gefangenen Maus gesehen, sinnierend über die Frage, ob das Töten dieser Maus womöglich moralisch verwerflich sei -, so scheinen wir Menschen die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten zu sein, die sich ständig und unaufhörlich mit Fragen der Moral unseres Handelns beschäftigen.

Und das ist auch gut so: Schließlich ergibt sich aus unserer Sonderrolle als bewusstem und selbstreflektierendem Wesen geradezu eine moralische (sic!) Verpflichtung, sorgsam abzuwägen, wie und mit welchen Konsequenzen sich unser Handeln auswirken wird.

 

Wie kommt es nun bei all dieser scheinbar moralisch überlegenen Grundausstattung des Homo sapiens, also des ‘wissenden Menschen‘, dennoch immer wieder zu derart bestialischen Gewaltexzessen? Wir kann man auch nur ansatzweise erklären, dass ein Wesen, dass neben seinem so genannten gesunden Menschenverstand auch noch über so etwas wie Mitgefühl und Empathie, also Einfühlungsvermögen verfügt, auf eine so tiefe moralische Stufe zu sinken vermag? Scheinbar ohne jeglichen Skrupel und Reue werden entsetzliche Grausamkeiten begangen, die einem normal Sterblichen das Blut in den Adern gefrieren lassen.

 

Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau kam schon im 18. Jahrhundert zu dem Schluss, “dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass die Menschen allein durch ihre Institutionen böse werden”.

Rousseau war auch derjenige in der Zeit der Aufklärung, der behauptete: “Der Erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und es sich einfallen ließ zu sagen: ‘Dies gehört mir’ und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, hätte jemand die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinesgleichen zugerufen: ‘Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, die Erde jedoch keinem gehört!’”.

 

Wenn man bei diesen beiden Aussagen an die unzähligen gewaltsamen Konflikte denkt, die aufgrund territorialer Vormachtansprüche begonnen und ausgefochten wurden (und werden), gelangt man recht schnell zu der Erkenntnis, dass eine der Hauptursachen für diese Konflikte tatsächlich in dem irrationalen Pochen auf Landbesitz zu finden sind. Auch wenn es in Zeiten des modernen Kolonialismus nicht mehr um Landgewinn an sich, sondern um die Ausbeutung von Bodenschätzen geht. Da sind selbst scheinbar religiös verursachte Konflikte am Ende nichts mehr als der Kampf ums Territorium und um die Vorherrschaft in einer bestimmten Region.

Die im Zusammenhang mit diesen Besitzansprüchen geschaffenen Institutionen wie Nationalstaaten, Armeen und die jeweiligen Propagandamaschinerien sind es, die im Rousseauschen Sinne bis zum heutigen Tage als eine der wesentlichen Gründe ausgemacht werden können, warum Menschen zu gewaltbereiten Bestien werden können. Die Geschichte strotzt nur so von Beispielen, wo sich Menschen im Namen einer übergeordneten  Instanz haben instrumentalisieren lassen, so dass ihnen jegliches persönliche Mitgefühl und jedes bisschen Barmherzigkeit ausgemerzt worden zu sein scheint. ‘Befehl ist Befehl’ lautet eine der gebräuchlichsten Entschuldigungsformeln, wenn es darum geht, das eigene erbarmungslose Handeln zu rechtfertigen.

Dies erklärt zumindest eine der möglichen äußeren Ursachen bzw. Auslöser für eine immer wiederkehrende Spirale der Gewalt in der Menschheitsgeschichte.

 

Der andere Grund könnte in der menschlichen Natur selbst vermutet werden:

Einerseits ist es wohl die Eigenschaft des Menschen, sich als soziales Wesen im Zweifelsfalle für die Sicherheit in der Gemeinschaft und gegen die Aufrechterhaltung des eigenen, von der Mehrheitsmeinung abweichenden Standpunktes zu entscheiden.    Schließlich heißt es nicht umsonst ‘Wer den Kopf aus der Masse hebt, geht die Gefahr ein, ihn zu verlieren’.

Andererseits kann die Energie, die freigesetzt wird, wenn sich eine große Anzahl von Menschen in eine bestimmte Richtung in Bewegung setzt, sehr positiv sein, indem sie dem Einzelnen das Gefühl des Aufgehobenseins in einer größeren Gemeinschaft vermittelt. Dies hat wohl jeder schon einmal erlebt, der an  Massenveranstaltungen in Sport oder Kultur teilgenommen hat. Diese Energie kann allerdings unter Umständen auch dazu führen, das der Einzelne den eigenen, an sich ‘gesunden Menschenverstand’ ausschaltet und ein willfähriges Instrument einer Gemeinschaft wird, die im Wortsinn extrem gemein werden kann.

Der sich auf diesen ausgeprägten Gemeinschaftssinn ansiedelnde Fanatismus wiederum kennt scheinbar keinerlei Grenzen mehr: Er lässt einen Sog des gegenseitigen Aufschaukelns entstehen, der dem Einzelnen wiederum als nötiger Treibstoff dafür dient, Dinge zu tun, die er allein auf sich gestellt und aus eigenem Antrieb heraus niemals tun würde. Es gibt eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen, die belegen, dass der Einzelne, der von Angesicht zu Angesicht seinem vorgeblichen Feind gegenüber steht, eine natürliche Tötungshemmung besitzt, die nur durch extreme emotionale Anspannung oder durch massive Einflussnahme von außen unterdrückt werden kann. Daher besteht moderne Kriegsführung fast ausschließlich aus der ‘Tötung aus der Ferne’, sprich in Form von Raketen und Bomben. Immer wieder auch gekoppelt mit der Verabreichung von aufputschenden und enthemmenden Drogen, die dabei helfen, diese Tötungshemmung zu unterdrücken.

 

Bei dem Versuch, menschliche Grausamkeit begreifen oder erklären zu wollen, kommt schließlich zusätzlich zum gruppendynamischen Aspekt ein Zug in der menschlichen Psyche zum Tragen, der tatsächlich immer wieder tragische Auswirkungen hat: Der scheinbar tief im Menschen schlummernde Wunsch nach Führung von außen, sprich durch so genannte Autoritäten. Auch hier ist die ‘Beweislage’ wiederum erdrückend: Durch viele Untersuchungen und Experimente belegt, zeigt sich, dass der Mensch, der sich von einer wie auch immer definierten Autorität führen und leiten lässt, sich wesentlich widerspruchsloser und angepasster verhält, als wenn er auf sich allein gestellt ist. Selbst in den bekanntesten Experimenten des Sozialpsychologie, dem Milgram- und dem Stanford-Prison-Experiment wurde deutlich, dass Menschen, die sich dem Druck der - vorgespielten - Autoritäten beugten, in erheblich größerem Ausmaß zu moralisch verwerflichen Handlungen bewegen ließen. Allein auf sich gestellt, sprich ‘Aug in Aug‘ mit dem potenziellen ‘Opfer’, sinkt die Rate der Bereitschaft zur Gewaltanwendung drastisch.

 

Bei allen Zweifeln, die grundsätzlich bei diesen Experimenten bezüglich des Versuchaufbaus und der Durchführung angebracht erscheinen, wurde zumindest eines immer wieder deutlich: Die Abhängigkeit bzw. das Sich-abhängig-machen von so genannten Autoritäten scheint ein weit verbreiteter Zug in der menschlichen Psyche zu sein. Die Sicherheit, die eine autoritäre Führung mit ihren einfachen Erklärungsmodellen dem Einzelnen in einer für ihn allein schwer zu überblickenden und durchdringenden Welt bietet, scheint Grund genug zu sein, die eigenen Überzeugungen im Zweifelsfall über Bord zu werfen. Sich einer autoritär vorgetragenen Ansicht oder Botschaft zu entziehen oder sogar aktiv zu widersprechen kostet schließlich wesentlich mehr Energie, als sich vom allgemeinen Strom mitziehen zu lassen. Auch wenn eigentlich nur tote Fische mit dem Strom schwimmen: Für manchen ist es möglicherweise leichter und bequemer, autoritären Vorgaben widerspruchslos Folge zu leisten, als den eigenen Standpunkt zu vertreten. Wer dies dann lange genug praktiziert, kann am Ende sogar verlernen, überhaupt einen  eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Die kritiklose Übernahme auch der bizarrsten und irrwitzigsten Ideen und Meinungen wird dann möglich, wenn zuvor ganze Arbeit geleistet wurde, das eigene Mitdenken und Mitempfinden zumindest zu erschweren.

 

Bei all dem steht natürlich außer Frage, dass der Druck eines autoritären Systems, in dem jeglicher Widerspruch zur Bedrohung für das eigene Leben werden kann, unseren tief in uns verankerten Überlebensinstinkt auslöst. Lieber lasse ich andere leiden, bevor ich selbst in Mitleidenschaft gezogen werde. Mit dem Rücken zur Wand schwindet unsere Bereitschaft zum Innehalten und mitfühlenden Handeln schlagartig. Diesen Mechanismus machen sich autoritäre Systeme immer wieder auf perfideste Art und Weise zunutze, indem sie massiven äußeren Druck auf den Einzelnen ausüben.

Interessant ist dabei in diesem Zusammenhang, dass offensichtlich diejenige Autorität den größten Effekt erzielt, die dem Einzelnen erfolgreich zu vermitteln vermag, dass die auszuführende Handlung zwar als grausam erscheinen möge, zur Erfüllung eines höheren, übergeordneten Zwecks aber unbedingt notwendig sei. Massiver direkter Druck auf den Einzelnen ohne die Vermittlung eines wie auch immer formulierten  ‘höheren Auftrags‘ wirkt dagegen scheinbar weniger effektiv. 

 

Mit anderen Worten: Propaganda und geistige Hirnwäsche ist das effektivste Mittel, um Menschen dazu zu bewegen, gegen ihre eigene Natur zu handeln!

Durch eine idealisierte Überhöhung der eigenen Ziele und Absichten zusammen mit einer gut funktionierenden Propagandamaschinerie kann es immer wieder gelingen, Menschen zu Taten aufzuhetzen, die der grundsätzlich guten Natur des Menschen zuwiderlaufen. Das Böse ist eher selten direkt als das Böse erkennbar, sondern es umhüllt sich meist mit dem Mantel des scheinbar Guten. Für den rechten Glauben zogen die Kreuzritter in blutige Schlachten, für die Reinheit der arischen Rasse wurden in Deutschland Millionen von Menschen auf grausamste Weise getötet, im Namen Gottes und Allahs sind weltweit weitere Abermillionen von Menschen geopfert worden - und dies immer wieder getragen von der Überzeugung, damit auf der Seite des Guten zu stehen und die Welt selbst mit den abscheulichsten Taten zu einem besseren Ort machen zu wollen. Ganz getreu dem Motto “Der Zweck heiligt die Mittel”.

 

Was schließe ich jetzt aus diesem verzweifelten Versuch, Dinge begreif- und erklärbar zu machen, die auf den ersten Blick einfach unerklärlich wirken?

Und wo ist der Hoffnungsschimmer, der mich den Glauben an ‘das Gute’ im Menschen aufrecht erhalten lässt?

 

Zum einen mache ich mir immer wieder klar, dass die Hinweise, die für die gute Natur des Menschen sprechen, sehr zahlreich sind: Von klein auf ist bei Kindern zu beobachten, dass sie im Ernstfall eher zur Empathie und Hilfsbereitschaft neigen, als zur Rücksichtslosigkeit. Selbst als Erwachsene sind wir als soziale Wesen erkennbar, indem wir nämlich wesentlich effektiver agieren, wenn wir mit anderen zusammenarbeiten und kooperieren, statt sie als Konkurrenten zu bekämpfen. Der Grundsatz ’Konkurrenz belebt das Geschäft’ bezieht sich eben nur auf eine Ebene des menschlichen Lebens und wirkt auch dort - im Wirtschaftlichen - meist nur kurzfristig. Dagegen wird langfristig gesehen und gerade auch in Notsituationen deutlich,. dass Mitgefühl und Hilfsbereitschaft zur Grundausstattung der menschlichen Natur gehören und im Erntfall das eigene Überleben sichern helfen. Nicht Abgrenzung und Egoismus sind in Notsituationen wie Umweltkatastrophen, Unfällen oder Gewaltakten zu beobachten, sondern Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. 

 

Zum anderen versuche ich immer wieder den Hintergrund zu erfassen, vor dem sich eine scheinbar vollkommen sinnlose und grausame Tat abspielt. Nur wenn ich zumindest ansatzweise verstehe, was diese Spirale der Gewalt auslöst, kann ich mich selbst besser davor schützen. Denn wenn es tatsächlich das Böse in jedem von uns geben sollte - also auch und sogar in mir -, dann wäre es umso mehr meine Aufgabe, mich mit seinen Wurzeln auseinanderzusetzen, um zu verhindern, dass es unkontrolliert aus mir herausbricht. Es ist nämlich nicht nur bequemer, der von einer so genannten Autorität vorgegebenen Meinung zuzustimmen, ohne sich die Mühe zu machen, einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Auch das achselzuckende und damit entschuldigende Hinnehmen nicht entschuldbarer Gräueltaten mit Verweis auf die bösartige Natur des Menschen - “Der Mensch ist nun mal so”- kann eine gedankliche Bequemlichkeit sein: In dem Moment nämlich, in dem ich glaube, dass der Mensch in erster Linie aufgrund seiner jeweiligen Rahmenbedingungen - den Rousseauschen Institutionen - vom friedlichen Lamm zur reißenden Bestie mutiert, halte ich das Böse im Menschen zumindest potenziell für veränderbar. Es bedarf offensichtlich einer Veränderung der Rahmenbedingungen.  Das bedeutet, es besteht Handlungsbedarf, im Gegensatz zur scheinbaren Unveränderbarkeit des bösen Anteils in der menschlichen Natur.

 

Und wie kann ich nun Einfluss nehmen auf die jeweiligen Rahmenbedingungen?

Der erste Schritt wäre wohl, mir an die eigene Nase zu fassen und meine eigenen Licht- und Schattenseiten näher zu betrachten. In wie weit kann ich bei mir selbst garantieren,  dass ich meine ’bösen’ Anteile - falls vorhanden - im Zweifelsfall kontrollieren kann? Wie weit pflege ich bei mir selbst meine - falls vorhanden - an sich gute Natur?

Getreu der chinesischen Weisheit “Bevor du die Welt verändern willst, gehe drei Mal durchs eigene Haus”. kann ich selbst also mit gutem Beispiel voran gehen und darauf hoffen, mit meinem Engagement dazu beizutragen, den Anteil des Bösen auf der Welt zu reduzieren. Klingt vielleicht sehr vereinfachend und geradezu naiv. Ist meines Erachtens aber eine erfolgversprechendere Strategie, als sich immer wieder über die scheinbar unveränderbare bösartige Natur des Menschen und die unhaltbaren Zustände, die sie auf dieser Welt hervorruft, auszulassen und sich dabei emotional zu erschöpfen.

 

Bei all den be- und erdrückenden Nachrichten und Bildern aus aller Welt ist es meiner Ansicht nach umso wichtiger, sich selbst nicht niederdrücken zu lassen. Niederdrücken im Sinne von Hoffnungslosigkeit und pessimistischer Grundhaltung, die man am Ende möglicherweiise dem Leben selbst gegenüber entwickelt.

Denn eines ist sicher: Durch die Art meines Denkens und Handelns werde ich selbst zum Sendboten, dessen Botschaft auf einen entsprechende Widerrhall bzw. Resonanz stößt. So wie ich in die Welt hineinrufe, so wird es mir meist entgegenschallen. Wenn ich mich also nicht in den Sog des negativen und pessimistischen Menschenbildes hineinziehen lasse, habe ich möglicherweise gute Chancen, dieses Bild mit positiven Wellenlängen - so genannter ’good vibrations’ - zu beeinflussen. ‘Für jeden schlechten Gedanken zwei gute hinterher, damit die Welt besser werden kann’ ist schon lange mein Credo. Nicht immer gelingt es mir, vor allen Dingen im Zusammenhang mit  menschlichen Verhaltensweisen, die weder entschuld- noch auf den ersten Blick erklärbar sind.

Und dennoch:  Ich bin der festen Überzeugung, dass die menschliche Natur an sich nicht nur gut, sondern nach wie vor ausbaufähig ist und wir hoffentlich parallel zum Ausbau der Künstlichen Intelligenz unsere eigene Natürliche Intelligenz weiterentwickeln werden.

 

In der Zwischenzeit bin ich vermutlich gut beraten, mich nicht in die Abgründe unmenschlichen Lebens hinabziehen zu lassen, sondern weiterhin nach Zeichen der Hoffnung Ausschau zu halten und dabei meinen eigenen Standpunkt immer mehr zu klären und zu festigen. Dadurch wird vielleicht nicht das Leid dieser Welt insgesamt weniger, aber mein eigenes Leiden an der Welt relativiert sich und somit füge ich zumindest dem Ganzen kein zusätzliches Leid mehr hinzu.